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TCM-Tipps gegen kalte Füße

Der Winter dauert noch an und mit der kalten Jahreszeit macht sich oft auch eine lästige Tendenz zu kalten Füßen bemerkbar. Es ist nicht nur tagsüber unangenehm und störend, wenn die Füße einfach nicht warm werden wollen. Vor allem am Abend ist ein Einschlafen mit kalten Füßen fast unmöglich. Ganz zu schweigen von dem stetigen Harndrang und einer Erkältungsanfälligkeit, die kalte Füße meist begleiten. Ein heißes Bad, dicke Wollsocken und eine Wärmflasche bringen zwar den erwünschten Erfolg – aber warum nur kurzfristig? Für einen anhaltenden Langzeiteffekt lohnt es sich durchaus, ein kritisches Auge auf seine eigenen Ernährungsgewohnheiten zu werfen.

Kalte Füße aus Sicht der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM)

Als Ausdruck von Gesundheit gelten ein „kühler Kopf und warme Füße“. Wie ist dies zu verstehen? Im Wechselspiel von Yin und Yang auf dem das Leben beruht, geht man davon aus, dass es die Natur des Yang (Wärme) ist, zu steigen und die Natur des Yin (Kälte), zu sinken. Nur auf der Vereinigung von Yin und Yang basiert Fruchtbarkeit, Wachstum, Gesundheit und Leben. Die Wärme der Füße soll hinaufsteigen und die Kühle des Kopfes soll herabsinken können, damit Harmonie entsteht, eine natürliche Balance den Körper durchdringt und die Lebensenergie (Qi) frei fließen und sich im Körper ausbreiten kann. Ein heißer Kopf mit kalten Füßen sollte immer ein Ausnahmezustand sein, wie wir es womöglich von Angst, großer Nervosität und Aufregung kennen. Wenn hingegen Yin und Yang sich vereinigen, sind Himmel und Erde in ihrer richtigen Position.

Zusammenhang zwischen Psyche und kalten Füßen

Körper und Geist werden in der TCM seit jeher als eine Einheit betrachtet. Wenn der Yang Anteil des Körpers zu schwach ist, fehlt quasi das Feuer im Körper welches für einen glücklichen und fröhlichen Geist benötigt wird. Somit können wir mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass die Ursache kalter Füße ebenso eine Auswirkung auf unser psychisches Gleichgewicht mit sich bringt. Meist zeigt sich dies in Verstimmung, Lustlosigkeit, Winterblues bis hin zu einer latent depressiven Befindlichkeit. Das Yang des Körpers bringt das Feuer unseres Geistes zum Erwachen und ist der Ursprung für Enthusiasmus, Freude, Glücksgefühle, Inspiration und belebende Gedanken!

TCM Differenzierungen für kalte Füße

Es sind meist die Yang Mangel (Wärme Mangel) Konstitutionen oder Qi Mangel (Energie Mangel) Konstitutionen, die aufgrund einer Schwäche des Nieren Feuers zu kalten Füßen neigen. In selteneren Fällen kann auch eine Qi Stagnation (Energie Stau) eine ähnliche Symptomatik herbeiführen. Letzteres entspräche aber einer Symptomatik nur bei Stress und Anspannung, wie zum Beispiel vor einer Prüfung oder einem Arbeitsauftrag von großer Wichtigkeit mit viel Zeitdruck.

Wer oder Was sind die Übeltäter kalter Füße?

Täuschend wie eine Fata Morgana können Heißgetränke wie Kaffee, Schwarztee oder Pfefferminztee sein. Obwohl heiß getrunken, haben sie eine kalte Natur und werden unsere innere Körperwärme verletzen. Minze Tee ist ein Getränk der Wüste, hält äußere Hitze von uns ab und fördert die Gallenblasen Funktion. Kaffee und Schwarztee sind Getränke für Fleischesser, Personen mit rotem Kopf, heißen Füßen, starker Libido, viel Überschuss und wenig Schlafbedürfnis. Personen die sich vegan oder vegetarisch ernähren, sollten sich eine Tasse Kaffee oder Tee nur ausnahmsweise zum Genuss gönnen.

Meist ernähren sich Personen mit kalten Füßen liebend gerne von Blattsalaten, Tomaten, Joghurt und ziehen ein Käsebrot der warmen Suppe vor. All dies sind Nahrungsmittel mit einer kalten Natur und der Eigenschaft, den Körper im Sommer zu erfrischen. Zudem trinken Kaltfüßler gerne Smoothies oder Multivitaminsäfte, weil sie davon ausgehen, ihrem Immunsystem damit einen Gefallen zu tun. Joghurt senkt die Energie (das Qi) ab und wird traditionell nur als Ausgleich zu stark erhitzenden Speisen wie Lammspießen oder Currys gereicht. Exotische Früchte wie Orangen, Mandarinen, Zitronen und Bananen haben eine kalte Natur, gleichen Sommerhitze aus und wirken Durst stillend. All dies jedoch auf Kosten unserer Körperwärme – unseres Nieren Yang. In der TCM ist es die energetische Aufgabe der Nieren, unsere Füße, die Knie und den unteren Rücken zu versorgen.

Merkmale Yang Mangel Konstitution

Mangel an Wärme wie Frieren, Kältegefühle, kalte Hände, kalte Füße, schwache Libido, Verdauungsschwäche, Schwäche im Rücken, häufiger Harndrang, heller Urin, kein Durstgefühl, Winter Verstimmung, Neigung zu Wassereinlagerung, bläuliche Lippen und blasses Gesicht.

Nahrungsmittel die Kältegefühle in den Füßen begünstigen

Joghurt, Sojajoghurt, Topfen, Tomaten, Gurken, Paprika, Melanzani, Sellerie, Sauerkraut, grüne Blattsalate, Radicchio, Chicorée, Endivien, Bananen, Pfefferminz Tee, Kaffee, Schwarztee, Multivitaminsäfte, Orangensaft, die meisten Smoothies, Sojamilch

Was den Körper wärmt

Was kaum jemand weiß ist, dass man den Vitamin C Bedarf des Körpers sehr gut mit aromatisch duftenden grünen Gartenkräutern abdecken kann. Allen voran Bärlauch gefolgt von Petersilie, Liebstöckel, Thymian und Rosmarin. Schwächer aber doch auch mit Dill, Estragon, Oregano, Kerbel und Bohnenkraut. Die meisten Küchenkräuter und Gewürze haben eine warme Natur und verletzen das Feuer unseres Körpers nicht. Ganz im Gegenteil. Durch ihre aromatische und warme Natur optimieren sie unsere Verdauungskraft, wirken sie Blähungen und Völlegefühl entgegen und beugen der Entstehung von Schlacken vor.

In der TCM hingegen weiß man, dass der Ursprung unserer Immunität in warmen Nieren (= warme Füße) liegt und über den Verdauungstrakt, durch warmes gut verdauliches Essen aufrechterhalten wird. Dementsprechend wird sowohl bei schwacher Immunität, einer Allergie- oder Erkältungsanfälligkeit, wie auch bei kalten Füßen, immer zu gekochten und warmen Speisen wie Suppen, Aufläufen, Eintöpfen und einem warmem Frühstücksbrei wie Porridge, geraten.

Die TCM rät ebenso, wie alle traditionellen Naturheilverfahren auch, zu einer saisonalen und regionalen Ernährungsweise. Wenn wir uns Gedanken darüber machen, was uns zur kalten Jahreszeit auf ganz natürliche Weise zur Verfügung steht und schon immer stand, wird uns schnell auffallen, dass dies erwärmende Nahrungsmittel sind. Im Winter werden keine Tomaten in unseren Gärten wachsen und Bananen werden wir ebenso wenig wie Orangen bei uns anbauen können. Die Natur schenkt uns zur richtigen Zeit genau das, was wir am entsprechenden Ort zur entsprechenden Zeit bevorzugt zu uns nehmen sollten: Lebensmittel! Diese Nahrungsmittel stellen quasi einen natürlichen Ausgleich zwischen den Bedürfnissen des Körpers, zu den klimatischen Bedingungen her.

Nahrungsmittel und Gewürze die erwärmend auf die Füße wirken

Fleisch ganz allgemein, vor allem Lammfleisch und Wildfleisch, Thunfisch, Lachs, Hafer, Buchweizen, Lauch, Zwiebeln, Knoblauch, Karotten, Fenchelgemüse, Petersilie, Liebstöckel, Wacholder, Sternanis, Nelken, Zimtrinde, Muskat, Bockshornklee

Kraftsuppen – ganz leicht gemacht

Vor allem bei einer veganen oder vegetarischen Ernährungsweise ist es sehr wichtig, warm und gekocht zu essen. Was gibt es da wohl Idealeres als eine köstliche Suppe? Kraftsuppen sind nicht kompliziert zuzubereiten. Ein Topf voll wärmenden Gemüsen wie Zwiebeln, Lauch, Fenchel, Karotten und viel Petersilie mit viel Wasser aufkochen und für mehrere Stunden köcheln lassen. Traditionell fügt man, je nach Bedarf, diesen Suppen noch Kräuter bei: Lorbeer, Sternanis, Fenchelsamen und. Nach ca. fünf bis sechs Stunden kann die Suppe gefiltert werden. Nun steckt die gesamte wärmende Yang Kraft in der Brühe. Diese Brühe kann nach Belieben gesalzen und mit frischen Küchenkräutern und Gemüse Einlagen verfeinert werden. Ideal zum Erwärmen der Füße wäre vor allem eine Kraftsuppe mit Lammfleisch oder Fisch gekocht.

Fußbäder – mehr als nur das Erwärmen der Füße mit heißer Flüssigkeit.

Zu empfehlen sind Bäder mit etwas Wacholderessenz, einem Tropfen Nelkenessenz oder zerstampftem Sternanis. Der Nierenmeridian hat seinen Ursprung in der Mitte der Fußsohlen. Bei einem heißen Fußbad kann die wärmende und Nieren stärkende Eigenschaft dieser Substanzen, direkt über den Meridian aufsteigen und das Yang wieder mit seinem Ursprung, den Nieren, verwurzeln.

Halte deine Füße und deinen Körper warm!

Deine Ina Diolosa Schönemann

Ina Diolosa ist Heilpraktikerin und TCM-Therapeutin mit eigener Praxis in Perchtoldsdorf und Beratungstätigkeit im Zentrum für Frauenmedizin in Wien. Seit vielen Jahren ist sie Ausbildungsleiterin für TCM-Ernährung und TCM der Shambhala Akademie in Wien und bei Creating Space in Zürich. In Zusammenarbeit mit der Marienapotheke in Perchtoldsdorf, kreierte sie eine eigene Produkte Reihe mit dem Namen „Ost & West“, bei der Traditionell Chinesisches Wissen mit westlichen Heilkräutern in einer einzigartigen Weise verbunden werden.

Bild von StockSnap auf Pixabay